Die East End Bücherei war der erste Ort, denn die Blondine aufsuchte. Schon immer hatte sie eine gewisse Schwäche für die beruckten Seiten und die Einbände gehabt. Sie betrat gerade die große Bücherei, als sie vor Staunen stehen blieb. So viele Bücher hatte sie selten an einem Ort gesehen. Schnell durchsuchte die die Regale und fand endlich einiges von dem, wonach sie suchte. Sie hatte einige Stambaumbücher gefunden. Sie schlug das Buch auf und blätterte, ohne auch nur die Seiten zu berühren, mit einigen Handbewegungen bis sie etwas gefunden hatte. Familie Beauchamp
Sie las, welche Mitglieder in dieser Familie waren und setzte sich auf den Boden. Sie lehnte sich gegen ein Bücherregal und war vollkommen in die Seiten versunken. Sie hatte sich einen Block und einen Stift mitgenommen. Der Stift lag auf dem Block und sie machte unbewusst einige Handbewegungen. Der Stift begann sich zu drehen, während sie weiter las und diesen nicht einmal berührte.

Sie war komplett in das Buch vertieft und schrieb zwischendurch einige wichtige Details auf den Collegeblock. Ingrid Beauchamp, Freya Beauchamp, Joanna Beauchamp und Wendy Beauchamp...
Als sie dann doch plötzlich angesprochen wurde, ließ sie den Stift fallen und hielt ihn krampfhaft fest. Ja, sie hatte ihre Fähigkeiten noch nicht allzu sehr unter Kontrolle. Sie war geschockt, dass sie angesprochen wurde und sah verwirrt auf. Vor ihr stand eine, ihr unbekannte, junge Frau. Verlegen schüttelte sie den Kopf."Nein, danke. Ich habe alles was ich brauche." Sie hielt das Buch leicht hoch und rang sich ein leichtes Lächeln ab."Oder doch. Können Sie mir sagen, wo ich die Famile Beauchamp finden kann?" Den Grund verriet sie ihr erst einmal nicht, denn es musste ja nicht jeder wissen, dass sie auf der Suche nach ihrer Familie war. Hätte sie geahnt, dass ihre Schwester vor ihr stand, dann...

Insgeheim hoffte sie, dass die Frau wirklich nichts bemerkt hatte. Sie lächelte sie an und wusste, dass diese Frage kommen würde."Also... ehm... Deren Familie sind Freunde von meiner Familie. Joanna's Töchter und ich sind sehr gute Freundinnen. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen." Dies war eine komplette Lüge. Eigentlich log sie nicht allzu oft, aber wenn es in einigen Situationen nicht anders ging, musste sie einfach eine Notlüge los lassen. Doch dann sah sie das Namenschild. Ingrid Beauchamp."Oh, mist...", murmelte die Blondine und biss sich auf die Lippe,"Wissen Sie, das kann auch warten. Ich muss nur als aller erstes mit der Famile reden. Und wissen Sie, ich habe nicht gerade das perfekte Timing-Gefühl." Das hieß jetzt wahrscheinlich, dass ihre Schwester vor ihr stand. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie wurde in diesem Moment wirklich panisch. Ihr Atem ging schneller und schneller und sie stand auf. Laut seufzte sie auf, wobei gleichzeitig aus einem ganzen Bücherragal alle Bücher heraus fielen."Oh mein Gott, das tut mir leit." Am liebsten hätte sie selbst sich die Zunge ab gebissen. Sie schluckte und schloss einen Moment die Augen. Doch sie hatte nicht gewusst, dass die Bücher alle eine Seite aufschlugen und einige Wörter markierten. Mein Name ist Carrie Beauchamp. Diese Worte waren in fünf verschiedenen Büchern markiert, als sie die Augen wieder öffnete. Sie schüttelte den Kopf.

Die Bibliothekarin schien es ihr wirklich zu glauben, was sie sagte. Oder losg sie ebenfalls mit?"Ja, das sind die beiden. Wir waren damals sehr gute Freundinnen und ich wollte eine alte Freundschaft wieder aufleben lassen." Mit Carrie's Lügen schien es gar nicht mehr aufzuhören. Ihre Adoptivmutter hätte ihr nach dieser Nummer erst einmal gesagt, sie solle sich in den Schrank verziehen und beten. Sie hatte es satt gehabt, als Satans Tochter bezeichnet zu werden. Desegen kam sie her. Und schon hatte sie das Schild gesehen. Ihr stieg die Röte ins Gesicht und dieses wurde heiß."Ich bin eine Freundin von Joanna." Es war wieder eine Lüge, doch sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Schließlich konnte sie nicht einfach sagen, hey ich bin deine Schwester. Das wäre echt dämlich gewesen. Dass sie sich noch einmal vorstellte, war eigentlich nicht nötig gewesen, denn sie wusste ja inzwischen, wer sie war, doch sie ließ sie erst einmal. Es war ihr unangenehm, dass sie ihretwegen vielleicht ärger mit ihrem Chef bekam, doch wie gesagt, sie konnte ihre Kräfte nicht kontrollieren. Die Bücher lagen wirr auf dem Boden herum, das regal war vollkommen entleert. Das sie las, was auf dem Einband geschrieben stand, war nicht geplant gewesen. Sie machte eine Handbewegung und die Bücher stellten sich zurück in das Regal. Somit gab es nichts, was sie noch hätte lesen können. Sie atmete einmal tief durch."Ja, mein Nachname lautet Beauchamp. Ich heiße Carrie Beauchamp und ich schätze, du bist meine Schwester." Sie sagte nun erst einmal gar nichts mehr, ließ den Moment erst einmal auf sie wirken.

Es war ihr wirklich unangenem."Ja, ich denke eher nicht, dass sie sich freuen werden. Wir waren damals noch Kinder und sie kennen mich bestimmt gar nicht mehr." Sie zuckte mit den Schultern. Sie selbst hatte sich daran gewöhnt zu lügen. Die ganze Fahrt hierher hatte sie gelogen. Sie hatte sogar einen gefälschten Ausweis vorgezeigt! Somit hatte sie sich eher an das Lügen gewöhnt. Mochte es jedoch trotzdem nicht."Naja, Freundin beschreibt es nicht wirklich. SIe war für mich wie eine Mutter." Vielleicht war es eine kleine Anspielung auf die Wahrheit, doch das konnte sie selbst verkraften. Dass sie die Sache mit ihrem Chef geklärt hatte, erleichterte Carrie um einiges und sie nahm eine gelassenere Körperhaltung an. Er machte kaum ein Geräusch, als die Bücher zurück ins Regal flogen und sie verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust."Okay, ich will dir nichts vor machen. Ich weiß was du studierst. Es ist die einzige Erklärung dafür, dass ich das kann. Also versuch nicht so zu tun, als hättest du das nicht gesehen." Sie war es leid, sie zu siezen, also ließ sie es erst einmal ganz bleiben."Hier ist ganz und gar keine versteckte Kamera. Und ich bin deine Schwester. Willst du eine Geburtsurkunde sehen? Oder soll ich noch einen Zaubertrick vorführen?" Das Buch, welches sie aufgeschlagen hatte, lag noch immer auf dem Boden, weil sie es noch eben in der Hand gehabt hatte. Nun machte sie einige Gesten mit der Hand und schon hob auch dieses Buch sich in die Lüfte.

"Das muss ich wohl. Abwarten." Sie zuckte mit den Schultern und strich sich das blonde Haar hinter das Ohr."Dann nicht. Glaben Sie etwa ich bin unvorbereitet hierher gekommen? Dies ist nicht die erste Bücherei, die ich nach Ihnen durchforste. Ich weiß, dass sie dieses Magie-Zeug studieren. Ich weiß, dass Ihre Schwester Freya in einer Bar arbeitet. Herrgott, jetzt komme ich bestimmt wie so eine verrückte Stalkerin rüber. Das bin ich nicht." Sie schüttelte den Kopf, als das Buch wieder im Regal stand."Okay, bevor das hier noch endgültig eskaliert, denke ich, gehe ich besser." Sie stopfte den Collegeblock und den Stift in eine kleine Umhängetasche und warf sich diese über die Schulter."Sie haben Recht. Ich habe sie mit versteckter Kamera gefilmt und werde das nun auf meinem Facebook-Account posten. Viel Spaß noch!" Ihre Stimme troff nur so voller Sakasmus und sie stand noch einen Moment vor ihr. Dann nahm sie sich einen Stapel Bücher aus dem Regal."War nett Sie kennen zu lernen." Dann wechselte sie auf eine andere Regalseite, hoffte jedoch, dass Ingrid Beauchamp hinterher kommen würde.